DAS FÄHNLEIN

Ein Landsknechtsfähnlein war eine militärische Unterformation eines Regiments. Das Fähnlein besteht aus 8 bis 12 Mann Starken Rotten und fasst ca. 400 Kriegsknechte. Ein Fähnlein bestand aus Spießern, Hellebardieren und Schützen, sowie militärische Führer und einen Stab an Verwaltern/Beamten, welche das Fähnlein verwalteten. 

Grundlage einer jeden Heeresbildung ist die Bewaffnung, die wiederum in der Wechselwirkung zur Kriegsverfassung einer Gesellschaft zu sehen ist. Die wichtigste Waffengattung schreibt die Taktik der Zeit vor.  Bei den Landsknechten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts waren dies die Gevierthaufen oder Gewalthaufen mit den langen Spiessen und den Hellebarden des Fußvolkes und den begleitenden Schützen. Helebardiere und Langspiesser standen mit dem von ihnen gebildeten Geviert im Mittelpunkt des Gefechtsgeschehens. Mit hoher Disziplin drängen sie als kompakter, schwer bewaffneter Gewalthaufen von mehreren hundert Mann, aufgestellt in exakten Reihen und Gliedern gegen den Gegner. Die Schützen zu Fuß, mit ihren Handrohren und Arkebusen übernahmen meist Aufgaben als Vorhut, Kundschafter, Flankenschutz und Plänkler, um Verwirrung in gegnerische Gevierte zu bringen. 

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DIE OFFIZIERE

DER HAUPTMANN

Der Obrist wählt aus dem Kreis bekannter Kriegsgefährten für jedes Fähnlein einen Hauptmann, welcher ihm stets Rechenschaft schuldig war. Der Hauptmann verwaltet und führt das Fähnlein vom Zeitpunkt der Musterung, während des Kriegsgeschehens bis zur Entlassung der Kriegsknechte: Er kommandiert es sowohl in der Schlacht als auch im Lager. Der Hauptmann gewährleistet die Leistung seines Fähnleins, sorgt sich um den Zustand dessen und die Moral seiner Männer. Ihm unterstellt war ein eigener Staab aus Beamten und weiteren Amtsinhabern.

DER LEUTNANT

Der Leutnant ist der Stellvertreter des Hauptmannes in dessen Aufgaben. 

DER FELDWAIBEL

Der Feldwaibel unterstützt den Hauptmann beim Aufstellen und Führen des Schlachthaufens. Er ist verantwortlich für die Ausbildung und militärische Führung der Söldner. Er war ein vom Hauptmann ernannter ‚Unteroffizier‘ der diesem bei taktischen Belangen beriet und assistierte.

DER FÜHRER

Der Führer führte die Fahne, welche der Fähnrich erst zu Beginn des Gefechtes übernahm. Er war außerdem vor Gericht Rechtsberater und Fürsprech angeklagter Knechte aus dem eigenen Fähnlein. Namensgebend für das Fähnlein war das Feldzeichen, die Fahne, welche zur Orientierung der eigenen Leute galt und dem Obristen einen Überblick über sein Regiment gab. Dabei muss beachtet werden, dass die Fahne das einzig sichtbare Zeichen war, an welchem sich die Knechte orientieren und erkennen konnten.

ZWEI GEMEINE WAIBEL

Die gemeinen Waibel unterstützen den Hauptmann und dessen Feldwaibel  beim Aufstellen des Schlachthaufens und beim Führen des Fußvolkes. Außerdem waren sie als eine Art Advokat der Knechte zu verstehen und trugen die Beschwerden und Anliegen dieser an den Hauptmann heran. In besonderen Fällen, wie z.B. der Forderung materieller Güter wurde die Bitte direkt an den Profoß oder gar den Obristen weitergeleitet.

DER FÄHNRICH UND DAS SPIEL

Der Fähnrich

Der Fähnrich war der Träger des Feldzeichens im Gefecht. Meistens stand und fiel die Moral eines Söldnerhaufens mit ihrem Erkennungszeichen bzw. ihrer Fahne, weshalb der Fähnrich vom Hauptmann persönlich ausgewählt und mit der Fahne betraut wurde. Im Falle eines Verlustes der Fahne an den Feind zahlte der Fähnrich nicht selten mit seinem Leben. Ebenso bei Verlust durch Nachlässigkeit im Lager oder auf dem Marsch. Der Fähnrich war der ranghöchste Offizier nach dem Hauptmann.

Die Pfeiffer und Trommelschläger 

Im Feld war immer mindestens ein Trommler vertreten. Typischerweise bestand ein Spiel jedoch aus Pfeifern und Trommlern (je zwei in der Anzahl). Sie gaben den Marschtakt für Fußmärsche, um das Fähnlein im Gleichschritt und auf Tempo zu halten. Andererseits trugen sie – deshalb auch stets nah beim Hauptmann – die Befehle dessen akustisch ins Fähnlein hinein: Etwa Gefechtssignale oder Motivationsgetrommel für die Söldner. Auch zur Einschüchterung des Gegners wurde das Spiel eingesetzt. Es trat bei feierlichen Anlässen theatralisch in Erscheinung und untermalte das Dargebotene.

 

DIE BERATER

DIE AMBESSANTEN

Gehören zu den Sprechern des Fähnleins, wenn die Gemeinde (Gemeine) Beschwerden vorzutragen hatte. 

DER FELDSCHEER

Der Feldscheer war der Wundarzt, Bader, Apotheke. Er hatte eine chirurgische Ausbildung und war kein studierter Arzt.

DER FOURIER

Der Furier war der Quartiereinteiler nach Weisung des Quartiermeisters.

DER CAPPLAN

Der Capplan oder auch Feldgeistlicher genannt, war zum Einen Seelsorger und zum Anderen für die geistliche Festigung der Knechte verantwortlich.

DER SCHREIBER

Führt die Soldbücher und erstellt die Schriftstücke für das Fähnlein und gegen Bezahlung auch für die Knechte. 

DIE SÖLDNER UND KRIEGSKNECHTE

DIE TRABANTEN

waren die persönlichen Bedienstete und Leibwächter des Hauptmanns und seines Fähnrichs. Sie waren erfahrene und gut gerüstete Kämpfer und wurden mit mindestens doppelten Sold vergütet.

DIE ROTTMEISTER

spielten wohl zunächst nur eine Rolle im inneren Dienst. Sorgten für gerechtes Verteilen von Lagern und Quartieren seiner Rottenknechte. Nach der Einführung des formalen Exerzierens wurde er zum Führer einer Rotte, der kleinsten militärischen Einheit im Regiment, bestehend aus 8 bis 12 Söldnern.

DIE HELLEBARDIERE

Die Hellebardenträger waren gute gerüstete und erfahrene Kämpfer, welche doppelten Sold erhielten. Zu den Doppelsöldnern zählten auch gut gerüstete Kämpfer mit einem zweihändigen Schwert, dem sogenannten Schlachtschwert. Die Doppelsöldner wurden meist zum Schutz der Flanken des Gewalthaufens oder der Geschütze eingesetzt. Sie machten ca. ein Achtel des Fähnleins aus. Die Hellebarde hatte einen Schaftdurchmesser von ca. 4 cm und war zwei bis zweieinhalb Meter lang. Es gab verschiedenen Variationen der Hellebardenblätter wie z.B. Voulge, Glaive, Partisan, Sperum und den Fourchard. 

DIE SPIEßER

Die Spießer waren die zentrale Einheit im Fähnlein. Sie setzten sich meist aus unerfahreneren und schlechter gerüsteten Söldnern aus der unteren Schicht der Bevölkerung zusammen. Die Spieße hatten einen Durchmesser des Eschenschaftes von ca. 4 cm und eine Länge von fünf bis sechs Metern. Die Spitze war ca. 25 Zentimeter lang und hatte die Form eines Froschmauls. Durch die Länge der Spieße und die Masse an Spießern war diese Einheit sehr gut dafür geeignet feindlichen Reiterangriffen standzuhalten. Die Spießer machten ca. 75% der Söldner im Fähnlein aus. 

DIE SCHÜTZEN

Die Schützen waren Doppelsöldner mit Arkebusen, Handrohren oder Armbrüsten. Durch die Feuerkraft und Schnelligkeit wurden diese Einheiten oft für schnelle Angriffe auf das Gegnerische Heer vor dem Zusammenstoß beider Parteien eingesetzt, um die gegnerischen Reihen auszudünnen und im besten Fall Lücken für den Angriff der Spießer zu schaffen. Im Schlachtgeschehen wurden sie eingesetzt, um die Flanken des Gewalthaufens zu schützen und eventuelle Seitenangriffe von der gegnerischen Reiterei abzuwehren. Sie machten ca. ein Achtel des Fähnleins aus.